Bernhard Vonier – «Der Spass kommt erst, wenn der Flieger sicher gelandet ist»
Text & Bilder: Lucas Blumer, Fabian Egger und Noah Salvetti
Das Flieger- und Fahrzeugmuseum Altenrhein liegt im Kanton St. Gallen am Bodensee. Nach einem umfassenden Umbau wurde es 2019 neu eröffnet. In den Hallen der ehemaligen Dornier-Flugzeugwerke sind diverse Flieger und Oldtimer ausgestellt. Sie alle sind flug- und fahrfähig und werden regelmässig bewegt. Viele der Exponate sind an diversen Flugshows in der Schweiz zu sehen. Das Museum ist ganzjährig geöffnet, jeweils Mittwoch bis Sonntag von 10 – 18 Uhr. Das Museum kann für Events gebucht werden und stellt entsprechende Räume zur Verfügung.
Das Flieger- und Fahrzeugmuseum Altenrhein liegt im Kanton St. Gallen am Bodensee. Nach einem umfassenden Umbau wurde es 2019 neu eröffnet. In den Hallen der ehemaligen Dornier-Flugzeugwerke sind diverse Flieger und Oldtimer ausgestellt. Sie alle sind flug- und fahrfähig und werden regelmässig bewegt. Viele der Exponate sind an diversen Flugshows in der Schweiz zu sehen. Das Museum ist ganzjährig geöffnet, jeweils Mittwoch bis Sonntag von 10 – 18 Uhr. Das Museum kann für Events gebucht werden und stellt entsprechende Räume zur Verfügung.
Bernhard Vonier leitet das Flieger- und Fahrzeugmuseum in Altenrhein am Bodensee. Der Österreicher ist fasziniert von antiken Jets und Autos. Seine Ausstellungsstücke lässt er regelmässig in den Himmel steigen oder über die Landebahn brettern.
Bernhard Vonier leitet das FFA mit grosser Leidenschaft und Herzblut. Er möchte die Faszination für antike Fahr- und Flugzeuge verbreiten und weitergeben.
Es ist ein heisser Mittwochnachmittag in Altenrhein am Bodensee. Bestes Flugwetter eigentlich, aber Bernhard Vonier bleibt heute ausnahmsweise auf dem Boden. «Gestern bin ich mit dieser T6 geflogen», sagt er und zeigt auf ein blaues Propellerflugzeug, auf dem gross der Schriftzug «U.S. Navy» prangt. «Dieses Flugzeug hat Baujahr 1943 und war während des Zweiten Weltkriegs in Italien stationiert», erklärt Vonier weiter.
Er könnte stundenlang über jedes einzelne Flugzeug oder Auto in seinem Museum erzählen. Unter seinen Fingernägeln klebt Dreck, an den Hosen altes Schmieröl, und der Händedruck ist fest wie ein Schraubstock. In der grossen Halle stehen mehrere Flugzeuge nebeneinander und der Geruch von Öl und Metall liegt in der Luft. Nebenan arbeitet ein Mechaniker an einem Motor. Das ist das Flieger- und Fahrzeugmuseum Altenrhein (FFA), welches Vonier als Museumsleiter, aber auch als Flugzeug- und Automechaniker, Eventveranstalter, Tourguide und Pilot mit viel Enthusiasmus führt. Begonnen habe seine Faszination für antike Fahrzeuge schon in seiner Kindheit, erzählt er.
Ein Vampire-Kampfjet wird gewartet. Jeder Bestandteil hat eine vorbestimmte Lebensdauer und wird vor Ablauf ausgetauscht, um Defekten vorzubeugen.
Die Pilatus Flugzeugwerke AG ist die einzige noch existierende Schweizer Firma, die Flugzeuge entwickelt, baut und auf allen Kontinenten verkauft. Auch sie ist im FFA vertreten.
Ein Auto im Schlafzimmer
Wie man an seinem markanten Vorarlberger Dialekt erkennt, kommt Bernhard Vonier ursprünglich aus Österreich. In seinem Elternhaus wurde ihm die Liebe zu alten Motoren zwar nicht gerade in die Wiege gelegt, dafür aber direkt daneben gestellt. «Bei uns im Schlafzimmer stand ein Auto. Jedes Mal, wenn meine Schulkameraden zu Besuch kamen, waren sie ganz aus dem Häuschen, wenn sie das sahen», erzählt Vonier. «Unser Elternhaus war bereits in den 60er-Jahren ein Museum für alte Autos.» Die von den Eltern geerbte Faszination habe ihm dann im späteren Leben sehr geholfen, als es darum ging, das FFA in der Schweizer Museumslandschaft zu etablieren. «Ich denke, je früher man sich mit dieser faszinierenden Thematik auseinandersetzt, desto besser kommt man in der sehr weitläufigen Welt der antiken Fahr- und Flugzeuge zurecht.»
«Die Pilotenmacherin» war während des Zweiten Weltkriegs in Italien stationiert und wird heute noch regelmässig von Bernhard Vonier oder seinem Bruder Johannes geflogen.
Seine Passion für die Fliegerei reicht allerdings nicht bis in die Kindheit zurück. Nach seinem Fahrzeugbaustudium in Graz arbeitete er zuerst in England für Bentley Motors in der Entwicklung und Konstruktion. Erst mit Ende 20 absolvierte er seine ersten Flugstunden. «Damals noch in Österreich, in Hohenems. Meine Flugausbildung vertieft habe ich dann aber hier in Altenrhein.» Um seine blaue T6 fliegen zu dürfen, musste er jedoch nach Amerika. «Das war vor etwa 10 Jahren. Ich habe meinen damals 70-jährigen Fluglehrer gefragt, ob ich die T6 fliegen dürfe. Er sagte nur, dass das zwar möglich sei, aber ich müsse mich auf etwas gefasst machen.» Schlussendlich hat Vonier die T6 gemeistert. «Umgangssprachlich nennt man sie auch ‹The Pilot Maker›», also ‹Die Pilotenmacherin›. «Man sagt nämlich, dass jeder, der die T6 fliegen kann, auch andere Flugzeuge beherrscht», erklärt Vonier.
Grosser Spass bedeutet grosse Verantwortung
Im Jahr 2016 war es für Bernhard Vonier dann Zeit für eine neue Herausforderung. Zusammen mit seinem Bruder übernahm er das damals etwas in die Jahre gekommene Museum und hauchte ihm neues Leben ein. 2019 eröffneten sie den Neubau, der nun auf rund 5000 Quadratmetern Fläche und drei Stockwerken dutzende Ausstellungsstücke zeigt, die grösstenteils noch fliegen oder fahren können. «Für manche dieser Stücke sind wir die Einzigen in Europa, die sie noch warten und reparieren können», sagt Vonier. Das sei auch wichtig für das Ziel des Museums. «Wir möchten nämlich die Kulturgüter von damals der Nachwelt erhalten.» Aber nicht nur das, «das Museum soll für Familien und Begeisterte erlebbar gemacht werden und somit auch zukünftige Generationen motivieren, sich für diese Materie einzusetzen.» Es sei für die Zuschauer zwar immer sehr schön, die Flugzeuge abheben und fliegen zu sehen, «für mich kommt der Spass und die Zufriedenheit aber erst, wenn die Flugzeuge sicher gelandet sind», gibt Vonier zu.
Damit die Flugzeuge und Autos weiterhin fahren und fliegen können, benötigt Vonier vor allem geschultes Wartungspersonal und erfahrene Piloten. «In den rund 25 Jahren, in denen das Museum existiert, konnten alle ehemaligen Schweizer Militärjets ohne Zwischenfälle betrieben werden», sagt er. Dies funktioniere nur dank des grossen Know-Hows in Altenrhein und gewissenhafter Arbeit. «Wir arbeiten nach dem Prinzip der präventiven Wartung. Das heisst, dass wir jeden Bestandteil des Flugzeugs nach seiner angegebenen Betriebsdauer austauschen. Dadurch können Defekte bestmöglich ausgeschlossen werden.» Die meisten der Piloten kommen aus dem Schweizer Militär und arbeiten ehrenamtlich für das Museum. «Von ihrem extremen Know-How und der Erfahrung von tausenden von Flugstunden kann man sehr viel lernen und profitieren», sagt Vonier ehrfürchtig und deutet auf eine Fotografie von fünf Flugzeugen, die kopfüber in einer Formation fliegen. «Unter unseren Piloten sind einige absolute Koryphäen.»
Lucas Blumer, geboren 1998 in Glarus. Lehre als kaufmännischer Angestellter in der öffentlichen Verwaltung. Kommunikationsstudent an der ZHAW in Winterthur. 2020 freier Journalist der Glarner Woche, anschliessend Praktikum bei den Glarner Nachrichten 2021. Hat eine Leidenschaft für Motorräder und Geschwindigkeit.
Noah Salvetti, geboren 1999, aufgewachsen im St. Galler Rheintal, studiert Journalismus an der ZHAW in Winterthur. Ausbildung zum Kaufmann im öffentlichen Verkehr, Praktika beim St. Galler Tagblatt (2018) und der Blick-Gruppe (2021). Erste Erfahrung in der Unternehmenskommunikation. Faszination für Menschen, Sprachen und Geschichten.
Fabian Egger, geboren 1998 in Zürich. Gymnasiale Ausbildung mit Schwerpunkt in Latein / Englisch. Kommunikationsstudent an der ZHAW in Winterthur. 2019 Praktikum bei Kanal K. Seit 2021 TikTok Content Creator für die nachhaltige Modemarke Nikin. Hat eine Leidenschaft dafür, Social Content zu erstellen und die Schweiz zu bereisen.
Das Portrait entstand 2022 im Rahmen einer Kooperation von Industriekultur Spot mit dem IAM, Institut für Angewandte Medienwissenschaft an der ZHAW, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Bernhard Vonier leitet das FFA mit grosser Leidenschaft und Herzblut. Er möchte die Faszination für antike Fahr- und Flugzeuge verbreiten und weitergeben.
Es ist ein heisser Mittwochnachmittag in Altenrhein am Bodensee. Bestes Flugwetter eigentlich, aber Bernhard Vonier bleibt heute ausnahmsweise auf dem Boden. «Gestern bin ich mit dieser T6 geflogen», sagt er und zeigt auf ein blaues Propellerflugzeug, auf dem gross der Schriftzug «U.S. Navy» prangt. «Dieses Flugzeug hat Baujahr 1943 und war während des Zweiten Weltkriegs in Italien stationiert», erklärt Vonier weiter.
Er könnte stundenlang über jedes einzelne Flugzeug oder Auto in seinem Museum erzählen. Unter seinen Fingernägeln klebt Dreck, an den Hosen altes Schmieröl, und der Händedruck ist fest wie ein Schraubstock. In der grossen Halle stehen mehrere Flugzeuge nebeneinander und der Geruch von Öl und Metall liegt in der Luft. Nebenan arbeitet ein Mechaniker an einem Motor. Das ist das Flieger- und Fahrzeugmuseum Altenrhein (FFA), welches Vonier als Museumsleiter, aber auch als Flugzeug- und Automechaniker, Eventveranstalter, Tourguide und Pilot mit viel Enthusiasmus führt. Begonnen habe seine Faszination für antike Fahrzeuge schon in seiner Kindheit, erzählt er.
Ein Vampire-Kampfjet wird gewartet. Jeder Bestandteil hat eine vorbestimmte Lebensdauer und wird vor Ablauf ausgetauscht, um Defekten vorzubeugen.
Die Pilatus Flugzeugwerke AG ist die einzige noch existierende Schweizer Firma, die Flugzeuge entwickelt, baut und auf allen Kontinenten verkauft. Auch sie ist im FFA vertreten.
Ein Auto im Schlafzimmer
Wie man an seinem markanten Vorarlberger Dialekt erkennt, kommt Bernhard Vonier ursprünglich aus Österreich. In seinem Elternhaus wurde ihm die Liebe zu alten Motoren zwar nicht gerade in die Wiege gelegt, dafür aber direkt daneben gestellt. «Bei uns im Schlafzimmer stand ein Auto. Jedes Mal, wenn meine Schulkameraden zu Besuch kamen, waren sie ganz aus dem Häuschen, wenn sie das sahen», erzählt Vonier. «Unser Elternhaus war bereits in den 60er-Jahren ein Museum für alte Autos.» Die von den Eltern geerbte Faszination habe ihm dann im späteren Leben sehr geholfen, als es darum ging, das FFA in der Schweizer Museumslandschaft zu etablieren. «Ich denke, je früher man sich mit dieser faszinierenden Thematik auseinandersetzt, desto besser kommt man in der sehr weitläufigen Welt der antiken Fahr- und Flugzeuge zurecht.»
«Die Pilotenmacherin» war während des Zweiten Weltkriegs in Italien stationiert und wird heute noch regelmässig von Bernhard Vonier oder seinem Bruder Johannes geflogen.
Seine Passion für die Fliegerei reicht allerdings nicht bis in die Kindheit zurück. Nach seinem Fahrzeugbaustudium in Graz arbeitete er zuerst in England für Bentley Motors in der Entwicklung und Konstruktion. Erst mit Ende 20 absolvierte er seine ersten Flugstunden. «Damals noch in Österreich, in Hohenems. Meine Flugausbildung vertieft habe ich dann aber hier in Altenrhein.» Um seine blaue T6 fliegen zu dürfen, musste er jedoch nach Amerika. «Das war vor etwa 10 Jahren. Ich habe meinen damals 70-jährigen Fluglehrer gefragt, ob ich die T6 fliegen dürfe. Er sagte nur, dass das zwar möglich sei, aber ich müsse mich auf etwas gefasst machen.» Schlussendlich hat Vonier die T6 gemeistert. «Umgangssprachlich nennt man sie auch ‹The Pilot Maker›», also ‹Die Pilotenmacherin›. «Man sagt nämlich, dass jeder, der die T6 fliegen kann, auch andere Flugzeuge beherrscht», erklärt Vonier.
Grosser Spass bedeutet grosse Verantwortung
Im Jahr 2016 war es für Bernhard Vonier dann Zeit für eine neue Herausforderung. Zusammen mit seinem Bruder übernahm er das damals etwas in die Jahre gekommene Museum und hauchte ihm neues Leben ein. 2019 eröffneten sie den Neubau, der nun auf rund 5000 Quadratmetern Fläche und drei Stockwerken dutzende Ausstellungsstücke zeigt, die grösstenteils noch fliegen oder fahren können. «Für manche dieser Stücke sind wir die Einzigen in Europa, die sie noch warten und reparieren können», sagt Vonier. Das sei auch wichtig für das Ziel des Museums. «Wir möchten nämlich die Kulturgüter von damals der Nachwelt erhalten.» Aber nicht nur das, «das Museum soll für Familien und Begeisterte erlebbar gemacht werden und somit auch zukünftige Generationen motivieren, sich für diese Materie einzusetzen.» Es sei für die Zuschauer zwar immer sehr schön, die Flugzeuge abheben und fliegen zu sehen, «für mich kommt der Spass und die Zufriedenheit aber erst, wenn die Flugzeuge sicher gelandet sind», gibt Vonier zu.
Damit die Flugzeuge und Autos weiterhin fahren und fliegen können, benötigt Vonier vor allem geschultes Wartungspersonal und erfahrene Piloten. «In den rund 25 Jahren, in denen das Museum existiert, konnten alle ehemaligen Schweizer Militärjets ohne Zwischenfälle betrieben werden», sagt er. Dies funktioniere nur dank des grossen Know-Hows in Altenrhein und gewissenhafter Arbeit. «Wir arbeiten nach dem Prinzip der präventiven Wartung. Das heisst, dass wir jeden Bestandteil des Flugzeugs nach seiner angegebenen Betriebsdauer austauschen. Dadurch können Defekte bestmöglich ausgeschlossen werden.» Die meisten der Piloten kommen aus dem Schweizer Militär und arbeiten ehrenamtlich für das Museum. «Von ihrem extremen Know-How und der Erfahrung von tausenden von Flugstunden kann man sehr viel lernen und profitieren», sagt Vonier ehrfürchtig und deutet auf eine Fotografie von fünf Flugzeugen, die kopfüber in einer Formation fliegen. «Unter unseren Piloten sind einige absolute Koryphäen.»
Lucas Blumer, geboren 1998 in Glarus. Lehre als kaufmännischer Angestellter in der öffentlichen Verwaltung. Kommunikationsstudent an der ZHAW in Winterthur. 2020 freier Journalist der Glarner Woche, anschliessend Praktikum bei den Glarner Nachrichten 2021. Hat eine Leidenschaft für Motorräder und Geschwindigkeit.
Noah Salvetti, geboren 1999, aufgewachsen im St. Galler Rheintal, studiert Journalismus an der ZHAW in Winterthur. Ausbildung zum Kaufmann im öffentlichen Verkehr, Praktika beim St. Galler Tagblatt (2018) und der Blick-Gruppe (2021). Erste Erfahrung in der Unternehmenskommunikation. Faszination für Menschen, Sprachen und Geschichten.
Fabian Egger, geboren 1998 in Zürich. Gymnasiale Ausbildung mit Schwerpunkt in Latein / Englisch. Kommunikationsstudent an der ZHAW in Winterthur. 2019 Praktikum bei Kanal K. Seit 2021 TikTok Content Creator für die nachhaltige Modemarke Nikin. Hat eine Leidenschaft dafür, Social Content zu erstellen und die Schweiz zu bereisen.
Das Portrait entstand 2022 im Rahmen einer Kooperation von Industriekultur Spot mit dem IAM, Institut für Angewandte Medienwissenschaft an der ZHAW, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.