Spot on the Road 


Einblick in die Arbeit von Industriekultur Spot



Das Team von Industriekultur Spot führt zahlreiche Gespräche mit Akteur:innen der Industriekultur, der Denkmalpflege und der Kulturvermittlung. Aktuell sind wir in den Kantonen Thurgau, Zürich und Graubünden im Austausch mit lokalen Engagierten und lernen dadurch die ortsspezifischen sowie die kantonalen Besonderheiten kennen: Wer kümmert sich lokal um Industriekultur? Welche Projekte gibt es? Welches Publikum wird angesprochen? Welche Vermittlungsformate kommen zur Anwendung?  Welches Wissen ist vorhanden, und welches Wissen fehlt? Welche Hilfestellungen sind entsprechend gewünscht?

Die entsprechenden Gespräche werden dokumentiert. Alle Gesprächspartner:innen erhalten von uns im Nachgang zum Gespräch eine Ersteinschätzung zu Ausganglage und Potentialen des jeweiligen Ortes. Wo aufgrund von Projektideen Bedarf besteht, bieten wir eine weiterführende Analyse bzw. Zusammenarbeit an.


Greuterhof Islikon (TG)
Die ehemalige Blaufärberei von Bernhard Greuter zählte 1977 zu den ersten Fabriken der Schweiz. Der Thurgauer Stofffärber gründete 1802 auch die erste Sozialversicherung der Schweiz. Aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde der Greuterhof im Jahr 1880 stillgelegt. Heute ist er im Besitz der Stiftung Greuterhof Islikon und wird als Seminarhotel betrieben. Die aktuelle Trägerschaft sucht nach neuen Wegen, die industrielle Geschichte des Hofes attraktiv zu vermitteln. Bild: zvg





Typorama Bischofszell (TG) Im Typorama als eigentlichem «Schaubetrieb» kann man immer wieder Maschinen in Betrieb sehen. Hier werden tagtäglich Druckaufträge ausgeführt. Für das Schaubetriebs-Publikum stehen Schautafeln mit QR-Codes bereit mit Links zu Filmen von Maschinen im Betrieb. Diese werden von der Museumsgruppe erarbeitet. Dazu ist aktuell eine Broschüre mit vertiefenden Informationen in Arbeit. Nebst den Öffnungszeiten während den Betriebszeiten gibt es ein vielfältiges Workshop-Angebot, z.T. auch von externen Anbietenden. Das Typorama ist extrem gut vernetzt mit Druck-Fachkreisen im In- und Ausland als auch mit Kunstschulen, die sich für das alte Grafik-Handwerk interessieren. Zudem unterhält das Typorama eine eigene Fachbibliothek. Alle Angebote zusammen machen das Typorama zu einem eigentlichen Kompetenzzentrum für Bleisatz-Drucktechniken. Alle Fäden laufen bei Geschäftsführer Percy Penzel zusammen: er bündelt das Fachwissen und ist als einziger bezahlter Angestellter für alle Betriebs- und Museumsbereiche zuständig. Bei unserm Besuch führten uns Viktor Heer und Percy Penzel durchs Typorama. Bilder: Melanie Mock






Saurer Arbon (TG)
Das Saurer Museum Arbon zeigt Nutzfahrzeuge, Motoren sowie Stick- und Webmaschinen aller Generationen, die von der Saurer AG in Arbon hergestellt wurden. Betreiber des Museums ist der Oldtimer Club Saurer. 75 Freiwillige wirken beim Museumsbetrieb mit. Es gibt gar eine Warteliste... Führungen sind das Hauptvermittlungsangebot. Bei Anfragen wird jeweils individuell geschaut, welche Führperson zu welcher Gruppe passt. Das Museum kann während fixen Öffnunszeiten aber auch selbständig besucht werden. Museumsleiter Ruedi Baer, ehem. Berater, hat in den vergangenen 20 Jahren die Vereins-Strukturen optimiert, für Geld geweibelt und auf allen Ebenen viel ins Rollen gebracht. Ein herausragendes Beispiel ist der Umgang mit Fachwissen: mit den Projekten Wissensradar und Wissensmarktplatz unter der Leitung von Szenografin Eliane Huber wird das (technische) Fachwissen der ehemaligen Berufsleute mittels Videoaufnahmen der Arbeitsschritte und erläuternden Interviews für die Nachwelt konserviert. Bilder: Melanie Mock.





Kraftzentrale Schönenberg (TG)Von der ehemaligen Seidenweberei ist nach einem Grossbrand im 2001 einzig die Kraftzentrale erhalten geblieben. Diese wird seither sorgfältig instand gehalten und ist als Schaubetrieb auf Anfrage zu besichtigen. Einheitlich gestaltete, knappe Informationstafeln sind an wichtigen Punkten in der Anlage präsent. Öffentliche Führungen werden einmal pro Jahr am eidgenössischen Mühlentag angeboten. Die Inhalte basieren auf Interviews, die mit dem alten Webmeister gemacht worden sind. Aus diesen Informationen wurde ein Skript erstellt, das für alle Führungen die Basis bildet. Die Geschichte der Seidenwerberei wird dabei ausgeklammert, dies auch aus dem Grund, weil keine Objekte oder Bestände mehr erhalten sind. Bild: Hansruedi Neukomm (Präsident Verein Kraftzentrale Schönenberg) vor der Steueranlage der Kraftzentrale. Foto: Melanie Mock







Mechanische Werkstätte Wiesental, Eschlikon (TG) Die mechanische Werkstätte Wiesental liegt etwas ausserhalb des Dorfzentrums von Eschlikon im Erdgeschoss eines stattlichen Wohnhauses auf einer grünen Wiese, in der Nähe von mehreren Weihern. Die Lage kommt nicht von ungefähr, nutzte ihr Erbauer doch die Wasserkraft für seine durch Transmissionsriemen betriebenen Maschinen. Heute wird die Werkstätte vom Historischen Verein Eschlikon unterhalten und gepflegt. Vier Personen machen Führungen, v.a. im Rahmen des nationalen Mühlentages. Adolf Müller ist einer davon. Führungen werden anhand der original belassenen Einrichtung gemacht (mechanische Drehbank, Bohrmaschine, Säge, etc.). Es gibt keine Schautafeln oder Ähnliches, einzig eine Stellwand mit Ausdrucken von historischen Bildern und Dokumenten steht zur Verfügung. Bilder: Melanie Mock








Sulzerhof, Elgg/Aadorf (ZH/TG)
Das Fabrikationsgebäude der 1833 gegründeten Türkischrot-Färberei wurde bereits in den 1930er-Jahren abgerissen. Doch das Ensemble von Wohngebäuden, Werkstätten, Stallungen, Hänkiturm und einer englischen Gartenanlage ist gut erhalten und wird als privater Wohnraum, als Gewerbe sowie als Ateliers genutzt. Der grosszügige Dachstock des Hänkiturms dient heute zudem als Veranstaltungsraum. Dieser beherbergt eine kleine Vitrine mit Objekten aus der textilindustriellen Vergangenheit des Areals. Sporadisch werden Führungen angeboten. Das Areal birgt durch seine Atmosphäre und Intaktheit grosses Potenzial für die Vermittlung von Industriegeschichte. Alle öffentlichkeitswirksamen Massnahmen müssen jedoch unter Berücksichtigung der Privatsphäre der Bewohner:innen gedacht und entwickelt werden. Bilder: Melanie Mock








Nagli Winterthur (ZH)
Die über hundert jährigen Nagelmaschinen tragen liebevolle Namen wie der «alte Fritz». Der Schaubetrieb der Nagli ist fester Bestandteil der noch immer produzierenden Schweizerischen Nagelfabrik Winterthur. Ihr Maschinenpark ist etwas jüngeren Datums. Doch gelegentlich werden sogar noch Bestellungen auf den alten Museums-Maschinen ausgeführt. Diese produzieren u.a. Bezeichnungsnägel für die SBB-Schwellen oder Telefonmasten. Für das Gespräch empfingen uns Yvonne Stadelmann (Vorstandsmitglied Verein inbahn), Ruedi Stadelmann (ehem. Vereinspräsident inbahn) sowie die damalige Geschäftsleiterin Regula Sieber. Für die Führungen zuständig sind 20 freiwillige Mitwirkende. Die einen beschränken sich auf historische Wissensvermittlung, andere sind technisch interessiert und lassen sich zu «Maschinisten» ausbilden, um die Nagel-Maschinen im Rahmen von Führungen auch bedienen zu können. Bilder: Melanie Mock








Locorama Romanshorn (TG)
Einst war Romanshorn ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, am Hafen wurden gar ganze Zugkompositionen per Schiff über den Bodensee verfrachtet. Die eindrückliche Sammlung an Lokomotiven in der Remise Romanshorn und diverse Stellwerke mit zum Teil noch intakter Mechanik zeugen heute noch von dieser glamourösen alten Zeit. Heute kümmert sich der Verein Locorama um die Indstandhaltung der Lokomotiven und des Areals. Alle ausgestellten Objekte, Stellwerk-Elemente, Lokomotiven, Wagen sind mit kurzen Texten versehen, die primär technische Angaben liefern. Dazu wurde ein Audioguide erarbeitet. Dieser erläutert historische Hintergründe über die Fahrzeuge und stellt Zusammenhänge her zur Entwicklung der Eisenbahn in der Schweiz und darüber hinaus. Adolf Müller erklärt uns die Funktionsweise der Weichen. Eine Weiche zu stellen erfolgte früher in Handarbeit und benötigt einiges an Kraft! Bilder: Melanie Mock 









Pulvermühle Chur (GR)
In der Pulvermühle Chur wurde bis in die 1970er-Jahre Schwarzpulver hergestellt. Die Produktion des explosiven Produkts wurde zur Sicherheit in mehrere Einzelschritte aufgeteilt, die in einzelne voneinander getrennte Gebäude untergebracht wurden. Nebst dem Führungsangebot in den noch zugänglichen Teilen der Pulvermühle hat Gaudenz Schmid einen eindrücklichen Schulungsraum eingerichtet: Modelle erläutern die einzelnen Schritte der Schwarzpulver-Produktion, Glasröhrchen mit Müsterchen verschiedenen Schrots sowie diverse historische Dokumente und Objekte wie z.B. Sicherheitstransportkisten sind dort ausgestellt. Ein Schwarzweissfilm, aufgenommen kurz vor Stillegung der Pulvermühle, dokumentiert die Herstellung des Schwarzpulvers. Bilder: Melanie Mock





Neuthal Industrieensemble, Bäretswil (ZH)Das Museum Neuthal ist in der ehemaligen Spinnerei von Adolf Guyer-Zeller beheimatet, direkt angeschlossen an die Dampfbahn Zürcher Oberland. Das Vermittlungsangebot wurde bis anhin von thematisch verschiedenen Vereinen geleistet (Spinnen, Weben, Sticken und Wasserkraft). Diese Gruppen sind parallel gewachsen und haben je ihre eigenen Angebote entwickelt. Aktuell befindet sich das ganze Haus in einer Umstrukturierungsphase: Die Öffentlichkeitsarbeit wird neu gebündelt, eine Museumsleitung wurde eingesetzt, eine Fläche für Sonderausstellungen wurde freigemacht und ein Konzept für eine Dauerausstellung ist in Arbeit. Das publikumswirksame Potenzial des Areals soll so besser ausgenutzt werden. Bild: Hans-Peter Hulliger (Präsident Verein VEHI) und Reinhard Furrer (Präsident Verein NIK) vor dem «Self-Actor», Spinnmaschine der Firma Rieter Winterthur, in der Museumsspinnerei. Foto: Melanie Mock